Aufführung durch Schülertheater des Zevener St.-Viti-Gymnasiums im ehemaligen Arbeitslager
Als gemeinsames Projekt zwischen der Gedenkstätte Lager Sandbostel und der Theater – und Musik – AG des St.-Viti-Gymnasiums Zeven kommt es am Sonnabend, den 15. Juni, um 19 Uhr in der ehemaligen Lagerküche des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers zur öffentlichen Aufführung von Wolfgang Borcherts Antikriegsdrama "Draußen vor der Tür".
Die Idee, dieses Theaterstück, das sich wie kaum ein anderes gegen Krieg richtet, an diesem besonderen historischen Ort zu spielen, stammt von Michael Freitag-Parey, Friedenspädagoge in der Gedenkstätte, nachdem die Theater-AG des Gymnasiums unter Leitung von Gaby Reetz (Regie) und Friedemann Michalek (Musik) das Theaterstück an vier Abenden im März in der Schule aufgeführt hatte – und sie fand sofort begeisterten Anklang bei den etwa 30 Gymnasiasten. „Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“ schrieb zwar der Autor Wolfgang Borchert auf die erste Seite seines Dramas, doch hat es in den Augen der Schülerinnen und Schüler eine so starke und aktuelle Aussage, dass jedes Theater es spielen und jedes Publikum es sehen sollte. Gerade auch in einer Lager-Gedenkstätte wie der in Sandbostel.
Wovon handelt das Stück: Genau wie viele der Menschen, die die Kriegs- und Nachkriegszeit unter grausamen, unwürdigen und lebensbedrohlichen Umständen verbracht haben, erlebt auch der Protagonist Beckmann den Krieg und sein Ende als große traumatische Erfahrung, mit der er nicht umzugehen vermag. Beckmann kommt aus Russland aus dem Krieg. Er denkt, er komme nach Hause, aber er muss feststellen, dass ihn zu Hause niemand mehr erwartet, niemand mehr erkennt und niemand wirklich aushält. Er trägt seelische Wunden mit sich, für die sich keiner interessiert. Bei niemandem findet er Hilfe, nicht einmal bei Gott. Er steht draußen, DRAUßEN VOR DER TÜR.
Die einzige Tür, die für ihn offen steht, ist der Tod. Wolfgang Borchert hat dieses Stück in Gedanken an „seinen“ Krieg, den Zweiten Weltkrieg, geschrieben. Die Erfahrungen in diesem Stück, so die Meinung der Theater-AG, seien aber aktuell und reichten weit über den Zweiten Weltkrieg hinaus. Sie gelten in jedem Krieg, der war, der ist und der sein werde. Es werde immer Beckmanns geben, die der Krieg kaputt gemacht habe, die den Anschluss verloren hätten, die die stillen Opfer des Krieges seien. Vor allem in diesen Zeiten, wo Präsidenten sich in Drohungen vom Atomkrieg übten, wo Europa mit Massen von Menschen aus brutalen Bürgerkriegsgebieten in Nahost konfrontiert seien und wo rassistisches Gedankengut wieder gesellschaftsfähig sei, solle ein jeder sich vor Augen führen, was Krieg mit einem Menschen machen kann und wohin Rassismus führe.